Salman Schocken, Itzik Manger, Friedrich Pollock, Susan Taubes – nicht nur diese einmaligen Persönlichkeiten jüdischer Geschichte verkörpern ein breites Spektrum jüdischer Erfahrungen in der Moderne. Ihnen und weiteren haben die Autor*innen dieses Bandes biografische Zugriffe gewidmet. Jedoch stellt die lebensgeschichtliche Erschließung solcher Erfahrungsräume oft eine große Herausforderung dar: Multiple Identitäten, Mehrsprachigkeit, Transterritorialität, Exil, Flucht und Shoah sind nur einige Beispiele für Erfahrungen und Phänomene, deren ‚Biografierbarkeit‘ alles andere als einfach ist und die sich sogar – wie im Fall der Shoah – jeder Darstellbarkeit entziehen können.

Bei der Erforschung und Niederschrift von Biografien bedarf es einer besonderen methodologischen Diskussion, zu der die Autor*innen des Bandes maßgeblich beitragen. Ihre Werkstattberichte machen deutlich, dass Biografie zu den schwierigsten historiografischen Genres gehört, dass sie aber gleichzeitig der historischen Forschung im Allgemeinen und der Erforschung jüdischer Geschichte im Speziellen unverzichtbare Möglichkeiten bietet.

Jüdische Leben erzählen versammelt daher Werkstattberichte von Autor*innen biografischer Studien, die ihre eigenen Verfahren reflektieren. Über Jahre haben sie sich intensiv mit den Hinterlassenschaften von Menschen jüdischer Herkunft beschäftigt und deren individuelle Leben erforscht. Mit dem Ziel, aus der erfolgten biografischen Praxis für die künftige Biografieforschung zu lernen, bieten die Praktiker*innen des biografischen Genres erhellende Einblicke in die historiografischen und literarischen Aspekte ihrer Arbeit.

Mit Beiträgen von Beatrix Borchard, Stephan Braese, Verena Dohrn, Efrat Gal-Ed, Alfred Gall, Grażyna Jurewicz, Philipp Lenhard, Stefanie Mahrer, Christina Pareigis, Jacques Picard, Katharina Prager, Marie Schröder und Claudia Willms.