Ansteckkino
Ansteckkino
2., veränderte Auflage, 2021
Erscheinungsdatum: 06.08.2020
ISBN: 978-3-95808-326-4
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- ISBN: 9783958083264
Hundert Jahre Pandemie-Panik im Spielfilm
Nicht erst die Coronakrise zeigt: Pandemien sind in politische Machtverhältnisse eingefasst; gerade dort, wo sie in diese einbrechen. Während Medien, vom Fernsehen bis zur Videokonferenz, Teil der Pandemie-Erfahrung sind, liegt das Kino in einem Halb-Außen: Kino ist zum Kommunizieren zu klobig, für Ansteckungsvermeidung zu öffentlich, für die audiovisuelle Grundversorgung überflüssig in Zeiten der Serienlieferung. Zeitweilig war es geschlossen. Dabei eröffnet Kino mit seinem Massenformat Spielfilm Zugänge zur Wirklichkeit in ihrer Geschichtlichkeit (und die wird spürbar, wo etwas nicht verfügbar ist). Kino-Spielfilme erlauben, das Soziale in der Seuche als Problem wahrzunehmen.
Von 1919 bis Covid-19, von Nazi-Biopolitik und Hollywood-Biopic zu Killerviren-Action und Pandemiepanik-Satire: Spielfilme versammeln, was in einer Masseninfektion an Leben und Dingen ist, an Erfahrung und Verdrängung, an Formen von Staatlichkeit und Körperlichkeit, Ausbeutung und Ausgrenzung, Kooperation und Katastrophe. Und sie versammeln auch die Arten des Versammelns; aber nicht als Raster oder getrennte Genre-Haushalte. Es geht um Teilung, nicht Einteilung. Und zwar in Inszenierungen, die Sinn nicht spenden, sondern ihn als fraglichen herausstellen: von zwei Nosferatus und einigen Zombies bis Contagion und Konsorten.
Sinn ist ausgesetzt, aber nicht loszuwerden in Situationen von Aussätzigkeit und Ausnahmezustand. Ihm gilt hier ein versetzt philosophischer Ansatz. In Freundschaft zum Film, vernarrt in viele Filme, zeichnen sich Begriffe und Perspektiven ab – nicht im Allgemein-Zeitlosen, sondern in Nahkontakt mit Szenerien. Im Ansteckkino wechseln Krankheiten und Kontexte: Pest und Pocken, Typhus und AIDS, im Labor Hausgemachtes und kolonial Importiertes. Konstant dabei ist der Konflikt, kategorisch die Kontingenz; den Grund gibt Geschichte. Politik durchzieht alles – ausdauerndes Care Work und Testen, Ausbruch von Wut oder aus Quarantänen – in 200 Filmen aus 100 Jahren: von Fritz Lang und William Wyler zu 28 Days und 93 Days, vom indischen Retracing zur Hamburger Krankheit.
> Interview mit Barbara Unterthurner in der Tiroler Tageszeitung, 15.07.2020
> Interview mit Max Oppel in der Sendung Kompressor von Deutschlandfunk Kultur, 17.08.2020
> Interview mit Frank Jödicke in skug Musikkultur, 19.10.2020
> Interview mit Fides Schopp in Radio Lotte, 19.11.2020
> Buchvorstellung und Lesung von Drehli Robnik (Paranoia TV Graz, 13.10.2020)
> Rezension von David Auer in skug Musikkultur, 21.09.2020
> Rezension von Walter Gasperi in film-netz.com, 02.11.2020
> Rezension von Deniss Boldavesko in [rezens.tfm], 18.11.2020
> Rezension von Kristina Pia Hofer in Versorgerin, 12/2020
> Rezension von Sarah Sander in Camera Austria International 152 (2020), S. 89–90
> Rezension von Jan Hendrik Müller in Malmoe95, März 2021
„[B]ei Robnik [besteht der Charme] in der konzeptionellen Übertragung des Filmischen als Materialität politischer Strukturen: Hier sind es vor allem die Breite des Wissens über den Film und die Stärke der Assoziationen, die das Lesevergnügen ausmachen.“
> Rezension von Angela Kraweni in MEDIENwissenschaft 39,3 (2022), S. 297–298