„Denn das Wahre ist das Ganze nicht...“
„Denn das Wahre ist das Ganze nicht...“
Beiträge zur Negativen Anthropologie Ulrich Sonnemanns
Tobias Heinze / Martin Mettin (Hrsg.)
Mit 4 Farb- u. 6 S/W-Abbildungen
Erscheinungsdatum: 29.09.2021
ISBN: 978-3-95808-337-0
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- ISBN: 9783958083370
- Reihe: Promesse – Kritische Studien zu Philosophie, Ästhetik, Geschichte und Religion
- Lieferbar: Bd. 6
Die Reihe Promesse wird herausgegeben von Anne Eusterschulte und Ansgar Martins.
Sabotage des Schicksals: Spontaneität, Sprache und Politik
Inmitten der studentischen Unruhen erschien 1969 Ulrich Sonnemanns Negative Anthropologie. Mit ihr legte der Philosoph und politische Schriftsteller einen zeitkritischen Kommentar und zugleich eine negativ-dialektische Durchdringung des Freudomarxismus der Studierenden vor. Das Werk bestätigte seine notorische Bekanntheit als eingriffsfreudiger kritischer Humanist und bewies seine Nähe zur Kritischen Theorie des Frankfurter Instituts für Sozialforschung.
Sonnemanns Sozialphilosophie problematisiert die Annahme einer vermeintlichen Naturhaftigkeit in den Selbstbildern des Menschen, wie sie Anthropologie, Marxismus und Psychoanalyse seiner Zeit entwerfen. Im Modus der bestimmten Negation erforscht Sonnemann die Widersprüche anthropologischer Theorien, deren Verstrickungen in gesellschaftliche Praxis er unnachgiebig ins Bewusstsein ruft. Damit ist negative Anthropologie Einmischung in ihren Gegenstand: Sie will die menschliche Welt verstehen, um das Verstandene zu verändern – indem sie daran erinnert, dass es menschliche Aufgabe bleibt, eine dem Gattungswesen gerechte Welt herzustellen.
Angesichts eines wiedererwachten Interesses an der Negativen Anthropologie befragt der Band Sonnemanns Denken auf seine Aktualität. Anhand akuter Gegenstände und Fragen demonstrieren die Beiträge die Möglichkeiten kritischer Eingriffe im Modus negativer Anthropologie. Ideengeschichtliche und systematische Argumentationen werden zusammengeführt und die Denkfigur einer negativen Anthropologie auf diese Weise als immer noch dringlicher Ansatz der Kritischen Theorie erhellt. Entstanden sind dabei sowohl geschichtskritische als auch ästhetische, religionsphilosophische und sprachkritische Anknüpfungen an Sonnemanns Werk. Die Negative Anthropologie erscheint dabei nicht als inventarisierbares Dokument einer abgeschlossenen Zeitgeschichte, sondern als ein Verfahren, in aufmerksamer Tuchfühlung mit dem Tagesgeschehen zu bleiben.
Mit Beiträgen von Hannes Bajohr, Roger Behrens, Daniel Bella, Konstantin Bethscheider, Sebastian Edinger, Anne Eusterschulte, Paul Fiebig, Lea Fink, Simon Godart, Henning Gutfleisch, Tobias Heinze, Martin Mettin, Marc Rölli, Mario Cosimo Schmidt, Jochen Schubert, Elvira Seiwert, Dirk Stederoth und Christine Zunke.
„Insgesamt gelingt es dem vorliegenden Sammelband sehr schön, Kernmotiv und Leitlinien der Negative[n] Anthropologie von Ulrich Sonnemann herauszuarbeiten und so seine besondere Stellung innerhalb der Kritischen Theorie sichtbar zu machen.“
„Aus den aktuellen Publikationen zu Sonnemann sticht der […] Sammelband „Denn das Wahre ist das Ganze nicht...“ Beiträge zur Negativen Anthropologie Ulrich Sonnemanns hervor.“
> Rezension von Mirko Stieber in Zeitschrift für kritische Theorie, 54–55/2022, S. 269–285
„Sonnemanns Überlegungen zur ‚Sabotage des Schicksals‘ und die Beiträge im hier vorgestellten Sammelband geben den Impuls, über Menschenbilder nachzudenken, die der psychoanalytischen Sozialpsychologie zugrunde gelegt werden, und solche Vorstellungen des Menschen kritisch zu hinterfragen, die diesen durch die Ökonomie, den Geschichtsverlauf oder das Triebschicksal determiniert sehen.“
> Rezension von Marcus Beisswanger in Freie Assoziation 25,2 (2023), S. 134–137
“The book stands out as a formidable introduction to Sonnemann’s project portraying it as both: (i) a philosophical anthropology in the tradition of early critical theory as well as (ii) an autonomous critical theory. […] While disclosing Sonnemann’s critical theory may at times be challenging, it is nevertheless rewarding due to its originality and the timely contributions to the tensions between Frankfurt School critical theory and philosophical anthropology.“
> Rezension von Thassilo Polcik in Philosophy Today 67,4 (2023), S. 997–1001